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Brustkrebs & Polyneuropathien

Neuromuskuläres Training: präventive Maßnahme gegen Chemotherapie-induzierte Neuropathie

 
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Autor: Jan Haselhorst

Sportwissenschaftler & Onkologischer Trainingstherapeut

Einleitung

Chemotherapie-induzierte periphere Neuropathie (CIPN) ist eine häufige und klinisch relevante Nebenwirkung der Chemotherapie, die die Lebensqualität von Krebspatienten erheblich beeinträchtigen kann. Ein aktuelles Forschungsergebnis bietet jedoch Hoffnung: Neuromuskuläres Training könnte die Häufigkeit und Schwere dieser Nebenwirkung verringern.

CIPN tritt bei vielen Krebspatienten auf, die mit bestimmten Chemotherapeutika wie Oxaliplatin und Vinca-Alkaloiden behandelt werden. Symptome umfassen Empfindungsverlust, Kribbeln, Schmerzen und Gleichgewichtsstörungen. Diese können alltägliche Aktivitäten erschweren und zu einer Verschlechterung der Lebensqualität führen.

Die Studie

Eine kürzlich durchgeführte multizentrische randomisierte klinische Studie unter der Leitung von Dr. Fiona Streckmann untersuchte, ob sensomotorisches Training (SMT) und Ganzkörpervibrationstraining (WBV) die Symptome von CIPN reduzieren und deren Auftreten verzögern können. Die Studie umfasste 158 Patienten, die sich einer Chemotherapie unterzogen und in drei Gruppen eingeteilt wurden: SMT, WBV und eine Kontrollgruppe, die die übliche Behandlung erhielt.

Ergebnisse

Die Ergebnisse der Studie sind vielversprechend. Patienten, die entweder SMT oder WBV durchführten, zeigten eine signifikant geringere Inzidenz von CIPN im Vergleich zur Kontrollgruppe. Besonders auffällig war die Reduktion bei Patienten, die SMT durchführten und Vinca-Alkaloide erhielten. Diese Interventionen verbesserten nicht nur die Balance und körperliche Aktivität, sondern führten auch zu einer Verringerung der Schmerzen und anderer neuropathischer Symptome.

Warum ist das wichtig?

Die Prävention und Behandlung von CIPN ist entscheidend, um die Lebensqualität und das allgemeine Wohlbefinden von Krebspatienten zu erhalten. Aktuelle pharmakologische Ansätze sind oft unzureichend und bieten nur begrenzte Linderung. Daher stellt neuromuskuläres Training eine wertvolle Ergänzung zur herkömmlichen Krebstherapie dar, die nicht nur die Symptome lindern, sondern auch die Therapieadhärenz und möglicherweise das Überleben verbessern kann.

Wie funktioniert das Training?

SMT und WBV sind darauf ausgelegt, sowohl sensorische als auch motorische Symptome zu adressieren. SMT fördert funktionelle Anpassungen und die Regeneration des neuromuskulären Systems, was zu einer verbesserten Mobilität und weniger Stürzen führt. WBV verbessert die Gangstabilität, die isometrische Kraft und reduziert neuropathische Schmerzen.

Fazit

Diese Studie unterstreicht die Bedeutung von Bewegung und neuromuskulärem Training als präventive Maßnahme gegen CIPN. Für onkologische Patienten kann dies eine bedeutende Verbesserung ihrer Lebensqualität darstellen. Wenn Sie sich einer Chemotherapie unterziehen, sprechen Sie mit Ihrem Onkologen über die Möglichkeit, neuromuskuläres Training in Ihren Behandlungsplan aufzunehmen.


Quellen:

Streckmann, F., et al. (2024). Preventive Effect of Neuromuscular Training on Chemotherapy-Induced Neuropathy. JAMA Internal Medicine. Verfügbar unter: [JAMA Internal Medicine].

*Für weitere Informationen und Unterstützung wenden Sie sich bitte an Ihren behandelnden Arzt oder einen spezialisierten Physiotherapeuten.

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